Toni ist da. Seit 6 Monaten schon, um genau zu sein. Und sie ist wunderbar. Ich, wir sind wirklich völlig verzaubert von unserer kleinen Motte, die mit einer Selbstverständlichkeit in unser Leben trat, die ich nie für möglich gehalten hätte. Bis zum Tag ihrer Geburt hab ich mich gefragt, wie um alles in der Welt ich noch jemanden so sehr lieben soll wie ihren Bruder. Blöde Frage. Denn ich liebe sie. So sehr.
Auf einmal war sie da.
Toni kam an einem Donnerstag. Ich wurde von leichten Wehen geweckt, duschte in Ruhe, kochte Kaffee und weckte meine Jungs auf. „Toni kommt heute.“, hab ich leise geflüstert und die beiden saßen kerzengerade im Bett. Ich hatte überhaupt keine Angst, die Sorgen, die mich in den Wochen vorher bewegt haben, waren wie weggeblasen. Ich war so, so bereit dafür, meine Tochter auf die Welt zu bringen, sie endlich kennenzulernen, sie endlich in meinen Armen zu halten.
Ihre Geburt war ein Geschenk. Ich kann es nicht anders beschreiben. Nach meiner ersten Geburtserfahrung, nach der verdammten Fehlgeburt, nach einem kräftezehrenden Jahr, in dem mein Körper immer wieder an seine Grenzen stieß, war ihre Ankunft alles, was ich mir gewünscht hatte. Ruhig, selbstbestimmt und natürlich. Ich ließ los und brachte meine Tochter mit all meiner Kraft auf die Welt und hielt ihren kleinen, vollkommenen Körper in meinen Armen. Sie war da. Sie war gesund. Und dieser dicke, schwere Kloß, der das ganze Jahr zuvor auf meiner Brust saß, löste sich in Luft auf. Für sie, für dieses kleine Wunder hatte sich alles gelohnt.
Zu viert.
Mein Wochenbett war die schönste Blase. Wir vier konnten uns ganz in Ruhe kennenlernen, Alex hat den All-Inklusive Service übernommen und Henry bekam viel Zeit, um sich an seine kleine Schwester zu gewöhnen. Da war sie also. So klein und zart. Und langweilig. ;)
Sechs Monate später sieht das schon anders aus. Toni liebt ihren großen Bruder, über niemanden sonst lacht sie so herzlich und wenn sie morgens aufwacht, wandert ihr Blick sofort in seine Richtung. Naja und dann zu meiner Brust. Mein Herz wird ganz warm, wenn ich die beiden beobachte. Wie sie ihm auf die Pelle rückt und er Quatsch macht, um ihr ein Lachen zu entlocken. Oder sich zu ihr kuschelt, um ihr was von seinem Tag zu erzählen. Oder wie lieb er mit ihr schimpft, wenn sie sein Gebautes auseinander pflückt oder seine Bücher anschleckt. Dann höre ich sein leicht verzweifeltes „Nein, nein, nein, Toni, Bücher schmecken doch gar nicht!“ und bin so dankbar für sein sanftes Wesen und wie geduldig er seine Schwester in Liebe hüllt.
Und ich? Ich lerne noch. Oder wieder. Mama von einem Baby zu sein. Zweifachmama zu sein. Verfügbar zu sein. Geduldig zu sein. Auszuhalten. Zu tragen, zu stillen. Toni macht es mir nicht schwer, aber ja, ich lerne noch. Vor allem aber lerne ich gerade wieder, wie irre schnell die Zeit mit einem Baby vergeht. Ich meine, wie kann sie schon sechs Monate alt sein? Bei meinem ersten Kind konnte ich die nächsten Meilensteine kaum erwarten, alles war so aufregend. Drehen, robben, krabbeln, essen, sich hochziehen, die ersten Worte, die ersten Schritte. Tausend erste Male und ich habe jeden davon sehnsüchtig erwartet. Das ist jetzt anders. Ich weiß, dass sie kommen werden. Und jede neue Entwicklung bedeutet irgendwie auch, dass sie ein bisschen weniger Baby ist. Also halte ich sie fest. Die Zeit. Meine Tochter. Die kleinen Momente. Ich genieße es einfach so sehr, sie jeden Tag um mich zu haben, ihr beim Wachsen zuzuschauen und bin jedes Mal wieder verblüfft, wenn sie einfach neue Dinge macht.
Sie ist besonders. Für uns. Unser Regenbogenmädchen.