Egal wo wir hingehen, wollen die Leute wissen, warum wir eigentlich noch mit beiden Füßen auf dem Boden stehen und nicht vor Aufregung abheben. Und soll ich euch mal was verraten? Ich frag mich das auch.
„Und, seid ihr schon aufgeregt?“ Wenn ich mal einen Moment Zeit hab, darüber nachzudenken, dass wir in zwei Tagen heiraten, macht mein Gehirn eine Rolle rückwärts, mein Herz wird ganz weit und klaro, ich freu mich wahnsinnig doll drauf. Ich hab nur so wenig Zeit, das bewusst zu fühlen. Vielleicht ist heiraten mit Kind einfach anders, weil unser Alltag trotz aller Aufregung gleich bleibt: Wir stehen morgens auf und kämpfen uns durch den Berufsverkehr zur Kita, erledigen Kram, der noch gemacht werden muss, bis wir Henry wieder abholen, bereiten Snacks vor, gehen auf den Spielplatz oder stellen das Kinderzimmer auf den Kopf, machen Abendbrot, bringen das Kind ins Bett und sprechen abends bei nem Rotwein oder Tee darüber, wie der Tag war und wie wir den nächsten planen. Eigentlich ist alles wie immer.
Alles wie immer
Ich glaube, diese Routine macht uns ganz ruhig, hier hat einfach keiner Zeit, durchzudrehen. Dank Kind haben wir gelernt, dass man nur bedingt vorausplanen kann, manchen Dingen muss man einfach ihren Freiraum und Lauf lassen. Wir haben geplant, was wir planen können, aber nach 19 Uhr kann hier keiner mehr für irgendwas garantieren. Wenn die Kids drüber sind und schlafen wollen, dann müssen wir sehen, ob wir alle ins Hotel zu unseren Eltern bringen, ob alle zusammen im großen Familienbett schlafen oder alle einfach durchmachen. Wir haben Drinks und kalte Platten für den Abend organisiert, die Wohnung ist ein bisschen dekoriert, das Restaurant ist reserviert, der Termin im Standesamt steht schon seit Monaten fest und wir, wir sind bereit für unseren Tag. Es ist ja „nur“ der offizielle Teil der Hochzeit, die große Party folgt nächstes Jahr im Mai, aber ich versuche zu vermeiden, dem Anlass seinen Glanz zu nehmen. Danach sind wir verheiratet, auch ohne symbolische Trauung. Hochoffiziell dann also, ein „richtiges“ Ehepaar, wie wir uns eh schon seit Jahren fühlen, dann aber auch vor dem Gesetz. Das ist trotz unserer langen Beziehung keine Kleinigkeit und deswegen freuen wir uns sehr auf den Schritt.
Der größte Liebesbeweis
„Am Ende ist zu heiraten doch irgendwie der größte Liebesbeweis, den man sich machen kann, oder?“ Ich weiß gar nicht, wer mir den Satz strahlend zuflüstert und ich denke direkt, trotz aller Hochzeitsglückshormone: Nein, eigentlich nicht. Wenn überhaupt, dann ist mein größter Liebesbeweis die kleine Person, die jede Nacht zwischen uns rumwühlt. Und nicht mal das stimmt, korrigiere ich mich im nächsten Moment. Kein Ring, kein Kind und kein Geschenk der Welt beweist wahre Liebe. Es ist natürlich völlig ok, wenn man sich dadurch bestätigt, wertgeschätzt und gesehen fühlt, aber wirklich und von Herzen geliebt?
Ich glaube, hinter dem Wunsch nach einem ewigen Liebesbeweis steckt irgendwie die Angst, vielleicht nicht so sehr zurückgeliebt zu werden, wie man es selbst tut. Zu viel in eine Person zu investieren, die im schlimmsten Fall anders fühlt. An eine Liebe zu glauben, die am Ende vielleicht doch scheitert. Wer weiß das schon? Zu heiraten, vor allen, die einem wichtig sind, laut JA zu einem Menschen sagen, klingt nach einem Versprechen, das doch keiner mehr bricht…oder?
Wir sind seit vielen Jahren ein Paar und haben viele wunderschöne Höhen und heftige Tiefen erlebt. Wir sind erwachsen und Eltern geworden. Dass wir hier immer noch zusammen stehen, immer noch nicht genug voneinander haben, immer noch streiten und knutschen, immer noch um uns selbst kämpfen, dass uns Wellengang nicht umschmeißt, wir beieinander bleiben, das ist für mich Liebe. Zu heiraten macht einfach nur vor dem Gesetz offiziell, was wir fühlen und wie wir eh schon leben: Als Mann und Frau. Das soll die ganze Sache überhaupt nicht weniger romantisch machen, natürlich kann ich es kaum abwarten, JAJAJA zu sagen, aber es beweist und ändert nichts zwischen uns. Wenn mir der Ring mehr Sicherheit geben und Liebe beweisen könnte, würde ich mich wie ein Lügner fühlen. Also ja, zu heiraten ist ein wundervoller Liebesakt, aber kein Beweis und vor allem nicht größer als das, was wir uns auch ohne eine Unterschrift schon hundert Mal versprochen haben.
Und trotzdem
Und trotzdem fühlt es sich besonders an, so schön, so romantisch, so richtig, zu heiraten. Wir machen es nicht wegen des Beweises, nicht, weil wir nach 15 Jahren dann auch mal beschlossen haben, dass wir einander wirklich lieben. Wir lieben einander ohne und wir lieben einander mit einem Ehering. Aber wir wollen jetzt für uns, für unsere Familie und irgendwie auch für den Ernstfall verheiratet sein. Ich will, dass wir alle den gleichen Nachnamen tragen, ich will Alex meinen Mann nennen und ich bin total bereit für die kleine Einheit, die wir danach sind.
Wenn diese ganze Zeit vor der Hochzeit etwas gezeigt hat, dann, das wir einander mehr als alles lieben. Es ist so schön, dass wir uns auf uns zurückbesonnen haben. Nicht als Eltern, sondern als Paar, als Alex und Regina. Wir waren beide so überrascht davon, wie emotional wir auf unsere Verlobung reagiert haben, wie besonders es einfach ist, dem anderen diese eine große Frage zu stellen. Und wie besonders es ist, auf diese eine große Frage zu antworten. Trotz aller Sicherheit, trotz aller Versprechen, wie wir uns in den letzten Jahren gegeben und gehalten haben, bleibt es trotzdem der letzte Schritt, vor jedem Gesetz der Welt ein Ehepaar zu werden und ich kann es kaum abwarten, mit meinem neuen Nachnamen zu unterschreiben.
Ach ich kann dich so gut verstehen! Wir haben zwar ohne Kind, aber auch erst nach 10 Jahren geheiratet und es war so wundervoll! Unsere Hochzeit gehört zu den absolut schönsten Tagen meines Lebens und ich erinnere mich so so gerne daran zurück.
Ich freue mich total für euch und wünsch euch alles, alles Liebe!
Alexandra
Dieser Text ist so, so schön! Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit! In wenigen Wochen ist es bei mir auch so weit und ich kann die Ruhe vor dem Sturm gut nachvollziehen. So oft werde ich angesprochen, Menschen möchten wissen, wie ich mich fühle und wie die Vorfreude so ist. Klar, die Vorfreude ist riesig. Aber manchmal scheint die Aufregung des Gegenübers hundertmal größer als meine bzw. unsere. Es macht vieles offiziell und ich freu mich auf die Gründung der kleinen Familie mit gleichem Namen – aber, wie du sagst, an der Liebe ändert es nichts. Was ein Glück! <3
Was für ein wunderschöner Text <3