Reisen mit Kind: Selbstversorger oder Hotel?

Ich glaube, es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum jemand gerne in den Urlaub fährt. Für die einen ist es die Auszeit am Meer oder in den Bergen, herrliches Nichts-tun, sich verwöhnen lassen. Für die anderen Party, Ausschlafen, Freundezeit. Für andere wieder Neues zu entdecken, Inspiration finden, Kulturen kennenlernen. Ich glaube, wir stecken irgendwo dazwischen. Das wir Abenteurer sind, wisst ihr spätestens seit unserer Reise nach Island.

Individualreise oder Pauschalurlaub?

Alex und ich sind von Herzen gerne Individualreisende. Das klingt jetzt wahnsinnig förmlich, deswegen sag ich es nochmal etwas anders: Wir sind schlechte Pauschalurlauber. Für mich gibt es ehrlich gesagt kaum etwas schöneres, als Urlaub zu planen, besondere Unterkünfte zu finden, den Ort vorher digital zu erkunden und mich dann trotzdem voll auf eine fremde Destination einzulassen. Für manche bedeutet das Stress (meinen Eltern bricht bei der Vorstellung schon der kalte Schweiß aus), aber für uns ist das der eigentliche Grund, unsere Lieblingsstadt zu verlassen, rauszukommen und das Herz mit schönen Momenten aufzutanken. Ein bisschen wie eine Urlaubswundertüte, nur dass das Ergebnis eigentlich immer toll ist, ohne blöde Überraschungen.

Mit oder ohne Kind stellt sich außerdem die Frage, welche Art der Unterkunft die richtige für einen ist. Ich kenne ganz viele Eltern, die im Urlaub nix selbst machen wollen, für die genau das Urlaub bedeutet: Sich verwöhnen lassen, weder um Frühstück oder Abendessen zu kümmern, am besten All Inclusive und das 14 Tage lang. Wir haben in den letzten Jahren ganz verschiedene Optionen ausprobiert und am entspanntesten fand ich tatsächlich unseren Urlaub in der Toskana, wo wir uns fast jeden Tag selbst versorgt haben. Das ist für einige Horror, aber für uns hat den gesamten Urlaub entzerrt, weil wir gegessen haben, wann und was wir wollten.

 

Selbstversorger im Urlaub | Familienurlaub in der Toskana

PRO

schneller und angepasster auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen können

keine laute oder ungewohnte Essumgebung für Kinder

gerade „Brenn-Tagespunkte“ wie der frühe Morgen oder Abendessen können entzerrt werden

Möglichkeit, Lebensmittel und Snacks zu verwahren oder auch aus Deutschland mitzubringen

lokale Märkte erkunden

regionale Produkte ausprobieren und zubereiten

CONTRA

an „Kleinigkeiten“ denken Öl, Salz und Pfeffer, vielleicht auch spezielles Kinderbesteck

Geschirr aufräumen 

und mehr fällt mir echt nicht ein ;)

Den Urlaubsalltag entstressen

Kein Stress am Morgen, um mehr oder weniger angezogen zum Frühstück zu gehen und vor allem (!) kein Stress am Abend, weil das Kind schon müde und hungrig ist, das Buffet aber erst in 30 Minuten startet. Inklusive gut zureden, klein schneiden, pusten dauert das alles zu lange, so ein Essen endet bei uns nie entspannt. Es war einfach nur herrlich, Henry morgens schnell sein Müsli anzurühren, dabei schon mal den ersten Kaffee zu kochen, ohne Quengelei in die Dusche zu steigen und richtig langsam in den Tag zu starten. Henry konnte nach seinem Frühstück direkt mit dem Laufrad in den Garten düsen und wir uns in Unterwäsche auf der Terrasse von unseren Kaffee wecken lassen. Ich kann mir wirklich kein schöneres Urlaubsszenario vorstellen…

Nach einem langen Tag in der Sonne, am Pool oder auch einem Tagesausflug sind wir alle ein bisschen platt und müde. Wenn man zwei Jahre alt ist, ist Geduld und Kooperationsfähigkeit irgendwann auch einfach aufgebraucht, dann muss das Abendessen JETZT SOFORT fertig sein und wenn es erst 17 Uhr ist…sieht man besser zu, wenigstens Brot und Butter im Schrank zu haben. Wir haben einfach darauf geachtet, Henrys Lebensmittel-Basics in der Küche vorrätig zu haben und wenn er danach ins Bett wollte, konnten wir noch in Ruhe Pasta oder Pizza holen.

Selbstversorger im Urlaub | Familienurlaub in der Toskana

Sowieso kochen wir einfach mega gerne. In ein anderes Land zu fahren ist für uns eigentlich immer eine kulinarische Reise, wir besuchen Märkte, halten Ausschau nach kleinen Restaurants und lassen uns ein bisschen von der authentischen Kultur verwöhnen. Wir haben in Italien kiloweise Burrata und Tomaten verspeist, uns von lokalen Bauern Gemüse und Obst geholt und ganz einfache Gerichte zubereitet. Für uns war das wirklich wahnsinnig entspannend.

Das Kontrastprogramm mit Sterne-Hotel und ausgezeichneter Küche konnte uns übrigens nicht vom Gegenteil überzeugen. Natürlich, die Qualität des Essens und der Unterkunft ist fabelhaft, keine Frage, aber das Entspannungslevel war für uns echt sehr niedrig. Ohne Kochnische und Kühlschrank im Zimmer ist es für uns eigentlich undenkbar, mit Kind zu verreisen. Egal ob es um ein schnelles Butterbrot, Joghurt oder Obst geht, es muss zumindest die Option für Plan B geben. Vielleicht ist es in speziellen Familienhotels anders, das werden wir in ein paar Monaten selbst testen, aber fürs Erste werden unsere eigenen Reisen immer mit eigener Anreise und Selbstversorgung geplant, um uns allen maximale Entspannung zu ermöglichen.

Mich interessiert, wie ihr verreist, ob ihr auch Team Selbstversorger seid oder ob Urlaub für euch bedeutet, wirklich einfach mal gar nichts selbst zu machen?

One thought on “Reisen mit Kind: Selbstversorger oder Hotel?

  1. Anna

    Für mich und mein Mann war es bis letztes Jahr, unvorstellbar Selbstversorger zu sein. Aber wir sind auf den Geschmack gekommen und tun es dieses Jahr wieder mit 2 Kindern. Wie du schon gesagt hast es ist einfach entspannter.

    Antworten

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