Alex ist jetzt seit 11 Tagen nicht da. Puuuuh. Einatmen, ausatmen, Rücken gerade machen und weiter im Programm. Henry und ich wuppen unseren Alltag ganz gut zusammen, wir sind ein eingespieltes Team, es gibt feste Zeiten, wenige Überraschungen und mittlerweile auch durchschlafene Nächte. Es läuft. Und trotzdem haben wir beide ganz schreckliche Sehnsucht, Henry nach Papa, ich nach Alex. Henry sucht seinen Papa jeden Morgen in der Wohnung, wünscht sich in seinen Arm, denkt bei jedem Klingeln, er steht wieder vor der Tür und redet sich in schwachen Momenten selbst gut zu, was ich ihm jeden Tag mehrfach erzähle:
Papa ist mit dem Flugzeug nach Spanien geflogen und da arbeitet er jetzt. Das Flugzeug fliegt ganz, ganz schnell und bringt Papa bald wieder nach Hause.
Es bricht mir ehrlich gesagt das Herz, die kleine Lieblingsperson so geknickt zu erleben, er ist einfach so traurig und um das vorwegzunehmen: Seine Traurigkeit zu sehen und aufzufangen fällt mir dieses Mal am allerschwersten. Zeit ist für Henry kein Parameter. Selbst heute nachmittag ist noch so weit weg, morgen oder nächste Woche sind Lichtjahre entfernt.
Bewusst Zeit zusammen erleben
Gerade nach der wunderschönen und intensiven Familienzeit fällt uns diese lange Trennungsphase noch viel schwerer. Damit die Tage sich nicht wie Kaugummi anfühlen und wir einfach nur auf das Wiedersehen hinfiebern (was wir alle tun!), brauchte ich ein Date. Ein Date mit meinem Sohn, einen richtig schönen Nachmittag, an dem wir nicht zwischen Rewe und Spielplatz noch ein Eis essen, sondern ganz viel Zeit haben, schöne Dinge zu erleben. Also haben wir das gemacht.
Henrys Latzhose: Zara kids (ähnlich hier), seine Sandalen: Zara kids (ähnlich hier),
Unser Mama-Sohn-Date
Wir haben ein bisschen Proviant eingepackt und sind mit Melone und Keksen Richtung Landungsbrücken gefahren. Was ich ganz vergessen habe: Sogar die Bahnfahrt ist schon ein Abenteuer für Kinder! Der Hafen, die großen Containerschiffe, die kleinen Boote und Barkassen, das Wasser, der Ausblick, das löst auch in mir immer noch das schönste Gefühl von Heimat und Freiheit gleichzeitig aus. Ich hätte mir denken können, dass Henry den Hafen genauso lieben wird und sein Blick, als wir oben auf dem Deck saßen, hat mein Herz kurz stehen lassen. Ein Gesicht voller Verzückung und ohne Worte, so viel Begeisterung, so viel Unglauben, so viel Glück.
Wir sind eine kleine Runde am Hafen entlang gefahren, das hat aber auch total an neuen Reizen gereicht. Bei 27 Grad und Sonnenschein ist nach der Bootstour vor dem Eis, es gab Schokolade für Henry, Erdbeere für Mama und mittendrin wurde einmal getauscht, damit jeder was davon hat. Gute Idee, gutes Kind. Ich heb mir den Besuch der Elphi für ein anderes Date mit ihm vor, wir haben uns zurück in die Bahn gesetzt und den Tag bei zwei Stück Pizza auf dem Spielplatz ausklingen lassen. Wir sind beide ganz fest umarmt um 20 Uhr eingeschlafen und haben den Tag mit einem riesengroßen Lächeln und sandigen Füßen beendet.
Der Wert von besonderer Zeit
Wir machen so viel nebenbei mit unseren Kindern, zwischen Tür und Angel, zwischen Kita und Supermarkt, zwischen Arzttermin und Tankstelle, das wir den Blick für besondere Momente verlieren. Und vermissen. Das ist doch eigentlich, was den Alltag leicht macht, diese kleinen Momente geben uns Energie, Geduld und Freude, um das Familienleben gut zu meistern, um wirklich von Herzen das Schöne daran zu sehen. Das ist, wovon wir zehren, wenn der Himmel wolkenvergangen ist und sich der Tag auch so anfühlt, wenn alle von Mama bis Kind in einer schwierigen Phase stecken. Schöne Momente verbinden. Es ist eigentlich ganz einfach, wir müssen nur umdenken, unsere Perspektive etwas drehen, zwischendurch ein wenig Platz für besondere Zeit machen. Pause machen, runterkommen, bewusst und nicht immer nur beiläufig Momente erleben.
Ich meine, ich verbringe sowieso jeden Nachmittag mit Henry, entweder mit Freunden, auf dem Spielplatz oder eben, weil es nicht anders geht, zwischen Kita, Auto und Kühlregal. Einen ganz freien Nachmittag pro Woche einzurichten, an dem wir machen, was wir beide toll finden, das war überhaupt keine große Sache. Und es hat uns so, so glücklich gemacht. Diese besondere Mama-Sohn-Zeit hat mir so viel Luft und Liebe gegeben, die ich wirklich dringend brauchte, um ein wenig Kraft für die nächsten zwei Wochen ohne Alex zu tanken. Ich fühl mich meinem Kind immer nah, aber was ein Date zwischen zwei Menschen eben so macht…es schafft Vertrauen, es löst Probleme, es hinterlässt ein gutes Gefühl.
Achtsam sein
In Zeiten wie diesen, in denen wir beide emotional ein wenig das Gleichgewicht verloren haben – ich wegen Stress, Henry wegen Papavermissung – sind solche Zeiten umso wichtiger für uns. Wir müssen achtsamer werden. Wir halten uns fest, wir geben uns Ruhe und Sicherheit, wir erleben unsere Beziehung ohne Frustration, ohne Ärger, ohne Druck und das gibt mir als Mutter so viel zurück. Ich fühl mich gerade an solchen Tagen ganz gelöst, ganz wie ich selbst. Und genau dieses innere Gefühl spiegelt Henry sofort wieder, er nimmt die Vibes sofort auf und entspannt sich ebenfalls im Nullakommanix. Diese kleine Bondingzeit zwischen Mama und Kind mit richtig guten Momenten zu füllen ist für mich das, was mich in meiner Mutterschaft beflügelt. Und ich wünsch mir dieses Gefühl so viel öfter im Alltag.
Du kommst mir wie ein wirklich feiner Mensch vor! ♥️
Sehr schön geschrieben. Ich bin getrennt erziehend mit 2,5-jährigem sohn, was sich manchmal traurig anfühlt, wenn man liest, dass andere jeden Tag ihr kind sehen umd man selbst nur die hälfte der woche, aber dafür nutzen der papa und ich die sohn-tage immer so unglaublich intensiv, dass es auch wieder schön ist. Alltagshetze mit meinem kind kenn ich zum glück kaum (natürlich hab ich auch das glück zur zeit im studium moch viel zeit zu haben) und ich kann ehrlich behaupten, in meinem leben noch nie so viel hochwertig qualitative zeit mit ausflügen, eisessen usw. Verbracht zu haben, wie in den letzten jahren! Irgendwie vergeht die zeit mit kleinem kind plötzlich rasend schnell, aber wenn man zurückblickt, schaut man auf wahnsinnig viele intensive erinnerungen! Wenn man sich genug Muße nimmt und die Welt durch die Augen des Kindes erlebt, werden kleine Momente wie Doppeldeckerbusfahren zu den schönsten Abenteuern! Ich wünsche euch noch viele von diesen Momenten und immer wieder die Ruhe, diese zu bemerken! ♡