Ein kleines Travel Diary: Basse-sur-le-Rupt in Lothringen, Nordfrankreich

Familienurlaub

Wir waren ganze sieben Tage in Nordfrankreich, haben uns ins Auto gesetzt und sind in Richtung Nichtstun gefahren. Unsere Entstation: Basse-sur-le-rupt. Wir haben für diesen Urlaub nichts geplant, kein Programm vorbereitet, nur ein paar Mal die Wettervorhersage gecheckt, die sich aber fast stündlich änderte und dann einfach die Koffer für alle Eventualitäten gepackt. Ich habe ganz vergessen, wie es sich anfühlt, einfach nichts zu tun. Dabei habe ich mir so viel vorgenommen, wollte viel schreiben und arbeiten, wollte unbedingt produktiv sein, die Zeit nutzen, was schaffen und blieb auf dem schönsten Gefühl seit langem hängen: Runterkommen. Es ist schon verrückt, wie oft wir meinen, unsere freie Zeit mit vermeintlich nützlichen Dingen zu füllen, dass wir uns fast schon schlecht fühlen, wenn wir uns erlauben durchzuhängen, müde zu sein oder einfach einen Tag ohne Produktivität auszufüllen. Wir hatten oben auf dem Berg eine sauschlechte Internetverbindung, die Sache mit der Arbeit hat sich somit wenige Stunden nach unserer Ankunft erledigt und nachdem ich kurz damit haderte, gefiel mir die Vorstellung von Urlaub, also richtigem Urlaub, am zweiten Tag schon deutlich besser.

Machen wir uns nichts vor: Auch wenn man mitten im Weingebiet sitzt, sind lange Weinverkostungen oder idyllische Spaziergänge im Sonnenuntergang mit vier Kindern zwischen 1-8 Jahren einfach nicht drin. Wir haben nicht damit gerechnet, insofern konnten wir auch nicht enttäuscht werden. Unser Ausblick auf den Wald und das Tal sind atemberaubend genug, wir haben viel Wein in unserem kleinen Ort eingekauft und genießen ihn abends auf unserer Terrasse. Überhaupt, in unser Gebiet reinzufahren ist schon ziemlich interessant, 28 km Serpentinen den Berg hoch, nur vereinzelt kreuzen wir auf dem Weg kleine Dörfer und Höfe, auf denen regionale Produkte verkauft werden. Es fühlt sich an, als würden wir in einen verwunschenen Wald fahren. Oben angekommen, nachdem unser Navi uns auch beim dritten Mal keine Ahnung hat, wo wir hinwollen, stehen wir vor unserem wunderschönen Landhaus, in dem wir die nächste Woche mit 12 Personen wohnen werden. Nachdem alle eintrudeln, verteilen wir die Zimmer, machen uns einen ersten Snack und können noch nicht so richtig fassen, dass uns eine Woche Familienurlaub bevorsteht.

Was macht man mit Kindern, die 8h im Auto saßen?

Richtig, rausgehen, wandern, die Beine vertreten, frische Luft atmen. Hinter unserem Haus fängt direkt der Zauberwald an, es gibt ein paar Trampelpfade und wir trauen uns rein. Wir finden alte Ruinen, in denen noch Möbel und Kochutensilien drinstehen, wilde Brombeeren (und schlagen uns damit die Bäuche voll) und riesige Ameisenhügel.

Selbstversorger

Um uns herum stehen nur vereinzelt Landhäuser, unsere Vermieterin bringt uns am ersten Tag einen köstlichen hausgemachten Käse vorbei und der Wein steht kalt: Wir versorgen uns hier selbst, das ist nicht nur günstiger, sondern vor allem praktisch mit vier Kindern. Wir haben die Gerichte für die ersten beiden Tage vorgeplant, in Deutschland eingekauft und sind fürs Wochenende versorgt. Man kann sich absolut nicht beklagen, wir essen 3x am Tag, backen unsere Brötchen selbst und kochen zusammen in der großen Wohnküche, was so unglaublich viel Spaß macht! Erst am dritten Tag gehen unsere Vorräte zuneige, wir fahren los und suchen einen französischen Supermarkt fürs authentische Einkaufsvergnügen. Ich liebe das, im Ausland in Supermärkte zu fahren, durch die Regale zu stöbern, komische Sachen zu kaufen und zu probieren und ganz viel Naschkram mitzubringen. Wir kaufen ganz viel regionales Gemüse, Wein, Bier und Baguette.

Lac de la Moselotte

Wir verbringen zwei Tage an diesem wunderschönen See mit direktem Zugang zum Strand und tollen Spielplätzen. Henry, der kleine Fisch, ist nicht aus dem Wasser zu kriegen, er springt immer wieder rein, manchmal auch mit dem Kopf zuerst und baut danach fleißig Sandburgen mit seiner Cousine. Das Wasser ist sauber, der See wunderschön zwischen den Wäldern gelesen und Eis gibts auch, perfekt! Auch die großen Kinder können sich hier den ganzen Tag beschäftigen, es gibt eine große Hüpfburg, Seilbahnen und große Rasenflächen zum Fußball spielen. Wir haben hier alle ziemlich viel Spaß!

 

Eguisheim

Wir planen zumindest einen kleinen Ausflug, nämlich einen Tag nach Eguisheim zu fahren, es gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs (für so etwas gibts hier Auszeichnungen). Der Weg ist eigentlich gar nicht so weit, es sind knapp 70km von unserem Haus, aber wir brauchen trotzdem über 90 Minuten. Die Strecke führt nämlich quer über den Berg, die Straße ist eine typische Bergetappe der Tour de France – was man spätestens am 25 Rennradfahrer merkt, der die Straße für sich beansprucht – und voller Serpentinen. Trotzdem ist der Ausblick auf das Tal phänomenal, Natur ist einfach der Hammer! Wir bleiben kurz an der Col de la Schlucht stehen, können das Ende gar nicht erkennen, so weit geht es ins Tal und fahren durch kilometerlange Weingebiete. Wunderschön, wirklich! Eguisheim ist in der Tat ausgesprochen hübsch, ich fühle mich, als würde ich durch die Kulisse von „Die Schöne und das Biest“ laufen, alle Häuser sind holzvertäfelt und in irgendeiner niedlichen Pastellfarbe gestrichen, lila, mint, hellblau oder rosa. Hier sitzen auch einige regionale Winzer, die Weinverkostungen anbieten, aber 35 Grad Außentemperatur und ein kleiner launischer Henry nehmen uns ein bisschen die Weinlust und so bleiben wir bei einem Glas Cremant, Flammkuchen, Tarte au citrone und machen einen Spaziergang durch den kleinen Ort. Es ist unaufgeregt, einfach hübsch anzusehen, alles hier lädt dazu ein, sich locker zu machen und das tun wir auch.

Lac de Gérardmer

Am vorletzten Tag wollen wir noch einmal etwas unternehmen, alle zusammen und fahren bei schönstem Wetter knapp 30km durch die Vogesen bis nach Gérardmer. Der Ort ist ein wenig größer und liegt direkt an dem klaren, kalten Gebirgssee. Wir baden zwar nicht, aber halten alle die Füße ins Wasser, kühlen uns ein wenig ab, spazieren zusammen am Ufer entlang und machen dann eine große Kuchenpause. Wir stolpern über ein ganz altmodisches, wunderschönes Kinderkarussel, kaufen 10 Karten und lassen die Kinder ein paar Runden fahren. Wie es sich für einen Familienurlaub gehört, bekommen die großen Kinder Mitbringsel, die kleinen Kinder sind müde und geschafft. Wir überlegen hin und her, ob wir Essen gehen sollen oder doch lieber zuhause kochen, entscheiden uns dann aber für die Risikovariante. Wenn zwei von vier Kindern nämlich gefährlich nah am Gute-Laune-Abgrund steht, ist das für niemanden mehr entspannend. Aber wir haben Glück, das Restaurant „L’Hors du Temps“ hat einen riesigen Garten im Hinterhof, in dem die Kinder spielen können und das Essen ist unfassbar köstlich! Falls ihr euch hier aufhalten solltet, speichert euch den Tipp unbedingt ab, egal ob Fisch oder Fleisch (und sogar die Kinderteller), hier wird alles liebevoll angerichtet und schmeckt phantastisch!

Mein Menü: Kleine Antipasti, Gegrillter Lachs mit violettem Reis und Gemüse, Ananas-Carpaccio mit Zitronensorbet und Wein, ganz viel Weißwein. Es war wirklich so gut!

 

Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen und ich bin ziemlich sicher, dass jeder von uns vorher ein kleines bisschen Bammel hatte, ob es eventuell zwischendurch mal knallt. Hat es nicht, nicht mal ansatzweise, ganz ehrlich, es war durchweg harmonisch, ungezwungen und jede Familie hatte zwischendurch auch Zeit zum Knuddeln für sich. Es war unglaublich schön, die Kinder zusammen zu erleben, gerade weil wir so wenig Zeit im Alltag miteinander verbringen können. Ich bin auf jeden Fall voll dafür, dass wir alle mehr Zeit mit unseren Lieben verbringen und falls ihr noch überlegt, ob so ein Familienurlaub eine gute Idee ist: Wir haben es mit 12 Personen geschafft! ;)

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