Babymoon

Es ist Sonntag morgen, ungefähr 10 Uhr, aber so genau weiß ich es nicht, weil mein Handy irgendwo in der Schublade liegt. Ich bin schon etwas länger wach, grübel seit Stunden vor mich hin, schreibe Ideen auf und summe dem Superbaby ganz leise ein paar Lieder vor. Wir sind noch einmal für eine kurze Zeit dem Alltag entflohen oder wie der Social Enterpreneur sagen würde: Wir sind im Babymoon. Ins Ausland zu fliegen oder im Schwarzwald zu wellnessen ist so wenige Wochen vor der Geburt vom Mops keine Option für uns (wir machen das alles zum ersten Mal, die latente Panik sei uns bitte verziehen!), deswegen entscheiden wir uns für einen Kurztrip ins „Kleine Paris“, nach Dresden. Wir buchen ein Zimmer im Kempinski Taschenberger Palais, lassen uns die goldenen 5 Sterne auf die Bäuche scheinen und genießen ein letztes Mal ein Wochenende zu zweit. Auch wenn es noch ein wenig dauert, bis sich der Mops blicken lässt, beendet dieses Wochenende ein großes Kapitel in meinem Leben, zumindest gefühlt. Ich schließe die letzten Seiten zu der einzigen Geschichte, die ich bisher schrieb: Mein Leben ohne Kind. Es fühlt sich an, als würden wir eine Menge Dinge für eine lange Zeit zum letzten Mal  zusammen tun. Ich spreche von 10x auf die Schlummertaste drücken, bevor man wirklich die Augen aufschlägt, im Bett frühstücken und krümeln, schaumbaden und (alkoholfreien) Sekt schlürfen, nachts ein völlig überteuertes Clubsandwich beim Roomservice bestellen und stundenlang ohne Ziel durch eine fremde Stadt stromern.

BABYMOON

Wir essen hervorragend, schlafen noch besser, putzen mehrmals am Tag die Zähne nebeneinander, weil es einfach so schön ist, 2 Waschbecken benutzen zu können oder ich lasse mir ein schaumiges, duftendes Bad ein, während Alex auf dem Riesenbildschirm Fußball guckt und die Minibar plündert. Kurz: Wir lassen es uns nochmal so richtig gut gehen! Das Abendprogramm ist ähnlich spektakulär: Wir schlüpfen abends in die kuscheligen Bademäntel und fahren in die 5.Etage: Zeit für Wellness. Ich plansche im warmen Pool, schwimme ein paar Bahnen und fühle mich so leicht wie schon lange nicht mehr, Alex schwitzt währenddessen in der Saune und zusammen genießen wir ein paar ruhige Stunden am Abend und kommen nochmal so richtig im Entspannungshimmel an.

Während ich auf dem gemütlichsten Bett der Welt liege, ein phantastisches Frühstück in unser Zimmer gerollt wird und Alex neben mir gedankenverloren meinen Rücken streichelt, beschleicht mich ein so intensives Gefühl, dass ich gar nicht anders kann, als sehr emotional zu werden. Ich bin nicht traurig, nicht wehmütig oder ängstlich, ich hab einfach nur keine Ahnung, was auf mich zukommt. Egal, wie sehr ich versuche, mir unser Leben in ein paar Wochen vorzustellen, es will nicht so richtig klappen.

Es ist, als ob jetzt jeder Tag mit 3 Pünktchen startet. Ich bin so aufgeregt, bis oben hin voller Liebe und könnte nicht glücklicher über den perfekten Zeitpunkt sein, den sich der Mops ausgesucht hat, um sein kleines Zelt auf der Erde aufzuschlagen. Wir können immer noch nicht glauben, dass wir bald unser eigenes Baby haben. Unser Baby! Für immer und immer. Das zu sagen fühlt sich einfach sowas von verrückt an. Aber wird es mir fehlen, einfach nur zu zweit zu sein? Morgens aufzuwachen, die Gedanken in Ruhe zurechtzuwuseln, langsam im Tag anzukommen, die erste Tasse Tee zu trinken, bevor die Welt aufwacht? Abends vor dem Schlafengehen noch einen Film zusammen im Bett zu schauen? Am Wochenende ohne Kinderwagen und 5kg Babygepäck neue Cafés zu entdecken, im Sommer auf dem Altona Balkon zu liegen und die großen Schiffe bei der Einfahrt in den Hafen zu beobachten? Und: Werden wir uns verändern? Oder wird sich einfach alles ganz wunderbar zusammenfügen, sich das alte Leben mit seinen vielen Veränderungen wie selbstverständlich und ohne Anstrengung mit dem Unbekannten verschmelzen und der Mops sowieso einfach der beste Teil von allem werden? Werden wir die selben bleiben?

Alex nimmt mich in den Arm, ganz fest, drückt mir einen festen Kuss auf die Stirn und sagt mir, wie immer: Alles wird gut. Und ich glaube ihm, er weiß es eh besser als ich.

11 thoughts on “Babymoon

  1. anett

    ich glaube das war gerade sie schöne Liebeserklärung an dein ungeborenes Kind und an Alex.
    So toll. Euch für die letzten gemeinsamen Wochen zu zweit alles Gute <3

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  2. anett

    ich glaube das war gerade die schönste Liebeserklärung an dein ungeborenes Kind und an Alex.
    So toll. Euch für die letzten gemeinsamen Wochen zu zweit alles Gute <3

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    1. regina

      Oh, ich danke dir! <3 Ganz liebe Grüße an dich!

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  3. sonja

    Was für ein toller und gefühlsvoller Text, liebe Regina! Ich hatte Gänsehaut!

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    1. regina

      Es ist ja schon jedes Mal eine kleine Überwindung, so persönliche Texte zu veröffentlichen. Aber Kommentare wie deines machen mich immer unglaublich glücklich, also DANKE! <3

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  4. Melli

    Wunderschön geschrieben und ich kann jeden deiner Sätze und Fragen nachvollziehen. Ein bisschen verändern mit Sicherheit, schließlich wirst du Mama und die Kunst wird vermutlich darin liegen auch immer wieder Regina da drin zu vereinen. Und Momente zu zweit wolltet ihr euch auch zukünftig gönnen . Lina und Luise passen bestimmt gerne mit Penny zusammen auf den Mops auf

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    1. regina

      Veränderungen sehe ich auch meistens positiv entgegen, das ist also schon ok. Aber gespannt bin ich trotzdem, wie und in welche Richtung wir uns entwickeln werden.
      Luise und Lina haben gar keine andere Wahl, die beiden sind fest als Tanten/Nannys eingeplant :-)

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  5. SEVEN DOWN – #3 | LITTLE WHITE PAGES

    […] Lieblings-Post der Woche stammt aus Hamburg von Regina. Wie keine andere schafft sie es, mit Worten Gefühle zu vermitteln. Ich hatte […]

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  6. Franzi

    Hallo Regina,
    ich bin seit längerem eine stille Leserin deines Blogs, aber jetzt MUSS ich einfach einen Kommentar schreiben.
    Ich verstehe dich zu 100% und fühle aktuell fast genau wie du! Ich bin auch schwanger, es ist noch sehr sehr früh aber ja, ich bin schwanger (selbst diese Worte sind nicht zu fassen – unglaublich einfach). Es war nicht geplant, nicht gewollt und eigentlich völlig unmöglich… im ersten Moment ist die Welt zusammen gebrochen! Man kann es sich nicht vorstellen was im Kopf vor sich geht! 300000 Ängste und Sorgen die man sich macht: wie soll das alles funktionieren?! Kann ich dem kleinen Wesen irgendetwas bieten, etwas beibringen, etwas mitgeben? Kann ICH wirklich eine Mama sein? Hinzu kommen natürlich auch finanzielle Sorgen und bei uns auch noch die viel zu kleine Wohnung! Wie soll es beruflich weiter gehen?! Unzählige Fragen die Tag und Nacht in meinem Kopf herum schwieren… und dann kommen natürlich nach dem ersten Schock auch noch die Sorgen um das kleine Wesen im Bauch dazu!
    Mein Freund sagt dann immer das gleiche zu mir wie zu dir dein Alex „mach dir keine Sorgen es wird alles gut – wir schaffen das“ und es beruhigt mich tatsächlich auch jedes einzelne Mal.
    Ich fühle sehr mit dir und liebe deine Texte :)
    Ich wünsche dir von Herzem alles Gute!!!

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    1. regina

      Liebe Franzi! Oh, herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Ich kenn das Gefühl, wenn man seinen eigenen Worten gar nicht so recht glauben kann :-) Mir geht es eigentlich immer noch so, aber dann kriege ich einen kleinen Kick in die Seite und mir fällt wieder ein, dass da ein kleiner Mops in meinem Bauch wohnt.

      Bitte mach dir keine schlimmen Gedanken! Es wird alles gut werden, da haben unsere Jungs schon Recht! Genieß diese besondere Zeit, alles andere wird sich schon zusammenfügen! <3

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