6 Monate mit Henry | Mein neues Leben als Mama

Ich übertreibe kein Stück, wenn ich jetzt die These aufstelle, dass ich die schnellsten sechs Monate meines Lebens hinter mir habe. Mein neues Leben als Mama, mit Henry, wir drei als Familie, das ist mein absoluter Inbegriff von Glück, es kann wohl kaum noch schöner werden. Auch wenn ich so etwas eigentlich nie sage, weil es durchaus klischeehaft klingen mag: Ich fühle mich gesegnet, wirklich, und bin so dankbar dafür, dieses Glück zu erleben. Ich will Mutterschaft nicht in den Himmel heben und bin sicher, dass es viele Frauen gibt, die völlig anders fühlen als ich und deren Interpretation von Glück und Liebe nichts mit sabbernden Babys zu tun hat, aber für mich ist es mit Abstand die größte Herausforderung und das schönste Abenteuer der Welt. Der ganzen Welt.

HENRY

Henry hat pünktlich einen Tag vor seinem ersten halben Geburtstag die ganze Umdrehung entdeckt und macht seitdem nichts anderes mehr. Es ist einfach nur herrlich, ihn dabei zu beobachten, wie er sich über seine neugewonnen Fähigkeiten freut, das muss ihm ja fast wie Zauberei vorkommen. Eben ging noch gar nichts, außer liegen und strampeln und plötzlich kugelt ein Mops über das Bett! Ein bisschen gefährlich (ich muss mittlerweile wirklich gut aufpassen), aber es ist der Hammer! Er lacht sich kaputt, wenn man Quatsch macht oder kichert einfach mit, wenn wir lachen. Wenn wir knutschen, guckt er ganz genau zu und wenn wir uns unterhalten, brabbelt er mit und gibt er seinen Senf dazu. Manchmal frage ich mich, wie fröhlich ein Baby eigentlich sein kann? Ich hab es zwar schon öfter gesagt, aber Henry macht uns das Leben als Eltern wirklich unheimlich einfach. Er macht es schlicht schöner, in jeder Hinsicht.

Bei der Geburt war Henry ganz durchschnittlich klein, aber in den ersten zwei Monaten hat er sich fast verdoppelt! Mittlerweile ist er 71cm groß und wiegt 8400g – gar nicht mehr so klitzeklein. Der letzte Wachstumsschub war fies und hat uns – was Schlaf und Routine angeht – zumindest gefühlt zurück in den zweiten Monat katapultiert. Ich habe eigentlich fest damit gerechnet, jeden Moment den ersten Zahn zu entdecken, aber dann doch nicht. Ich bilde mir ein, dass er sich an unsere täglichen Abläufe gewöhnt hat und ein Muster darin erkennt. Ich halte mich mittlerweile (naja, mehr oder weniger) streng an unsere kleinen Routinen, weil alles andere nur Chaos verursacht, auch wenn sie kurz und schmerzlos sind.

My Milkshake brings all the boys to the yard

Seit knapp einer Woche nimmt Henry die Flasche, was ein riesiger Fortschritt ist und mir erlaubt, mich langsam und ohne schlechtes Gewissen an das Projekt „Abstillen“ heranzuwagen. Wir haben es in den letzten Monaten immer wieder versucht, aber es hat einfach nie funktioniert und ich wollte uns beide unter keinen Umständen unter Druck setzen. Aber um ihn stressfrei daran zu gewöhnen, habe ich die Flasche in den letzten Wochen einfach immer mitgenommen, Wasser oder Tee eingefüllt und ihm immer wieder angeboten. Hat ihn selbstverständlich überhaupt nicht interessiert und es wurde maximal auf dem Sauger gekaut. Aber dann hat er sie letzte Woche auf einmal selbst gehalten, in den Mund gesteckt und … ausgetrunken. Einfach so, ohne Ankündigung. Als ob mich da noch was hätte halten können, ich bin natürlich in Tränen ausgebrochen. Halleluja, hallo Hormone! Weil das jetzt so unfassbar gut geklappt hat und er wirklich wie ein kleiner Profi aus der Flasche trinkt, ersetze ich nach und nach die Still-Mahlzeiten und vermute mal, dass wir so in 2-3 Wochen durch damit sind. Ich bin ja ehrlich gesagt zu faul, nachts aufzustehen und eine Flasche vorzubereiten, aber da ich spürbar weniger Milch produziere, wird mir wohl kaum etwas anderes übrig bleiben. Auch wenn ich diese besondere Intimität beim Stillen zwischen uns sehr genieße, habe ich den Eindruck, dass wir beide soweit sind. My boy is getting big. Mimimi, das ging dann doch irgendwie alles sehr schnell.

I like to move it, move it

Krabbeln klappt noch nicht, aber Henry robbt irgendwie voran und bleibt nie da, wo man ihn hinlegt. Letztens erwischte ich ihn dabei, wie er versuchte, die Blätter meiner Palme abzuschlecken und schaute wirklich wie ein sehr verdutzter Mops, als ich den Blumentopf ruckizucki außer Reichweite platzierte. Oder als er fast vom Bett plumpste und ich ihn im letzten Moment an den Beinen hochzog. Mein Herz ist mir fast vor Panik herausgesprungen, aber Henry hat sich kringelig gelacht, nachdem der erste Schock überwunden war. Naja, wenigstens einer von uns hatte Spaß. Durch seine Turnerei entwickelt er gerade ganz viel Kraft in seinen Beinen, im Hals und Rücken und wow, er wird auch nicht mehr leichter, das sage ich euch. Er erwartet kleine Spielchen von mir, weint, wenn ihm langweilig ist und findet Musik, Geräusche und Menschen immer noch am spannendsten.

Langsam fängt Henry an zu fremdeln und auch wenn mir klar ist, dass das ein wichtiger Prozess in seiner Entwicklung ist, ist es auch irgendwie schade. Er bleibt super happy und strahlt alle an, solange er bei uns auf dem Arm ist und ihm niemand zu nah kommt. Aber das reicht den meisten ja nicht aus, jeder will mal halten, tragen, knuddeln, herzen und das geht momentan  – leider – fast immer nach hinten los. Henry ist not very amused, um es vorsichtig auszudrücken. Gerade unsere Familien, die ihn nur im Abstand von ca. zwei Monaten sehen, werden es da in Zukunft schwer haben, sein Herz zu gewinnen. Unsere engen Freunde aus Hamburg haben es da deutlich leichter und blonde Frauen haben es ihm sowieso angetan. Da ist direkt ganz viel Liebe in der Luft. Naja, und so biestig das jetzt vielleicht auch klingt: Das er uns am allerliebsten hat, ist ja auch irgendwie schön…

Mein neues Leben als Mama

Ich sage euch von vornherein, was mein größter Struggle ist: Jeder hat mal schlechte Tage, hat mal Kopfschmerzen, einen flauen Magen, zu viele Gedanken im Kopf, zu wenige Worte auf der Zunge, zu wenig Energie, um sich auf den Beinen zu halten. Jetzt kommts aber: Als Mama kann man sich diese Schwächen leider nicht mehr wirklich erlauben und ehrlich gesagt ist das sogar die härteste Lektion, die ich bisher lernen musste. Henry kommt immer zuerst, ohne Ausnahme. Er ist ein Sonnenschein, aber wisst ihr was? Auch ein Henrymops hat mal schlechte Tage, Zahnschmerzen, Albträume, Bauchweh, findet sein Essen doof oder mich langweilig. Und wir beide lernen gerade, es dann eben einfach mal gut sein zu lassen. Dann bleibt die Wäsche ungewaschen, das Geschirr stapelt sich in der Küche und zum Abendessen gibts auch nur Schnittchen, aber wir versöhnen uns mit dem Tag, gehen vielleicht nochmal raus und können mit einem guten Gefühl einschlafen. Ich war nie eine Perfektionistin, aber als Mama schleppt man dieses Label auf einmal mit sich mit. Es verheddert sich zwischen den Beinen, stört beim Vorankommen, wird schmutzig und nimmt die Leichtigkeit. Mein persönliches Ziel ist, vielleicht meine Form von Perfektionismus, alle Zwänge im Bezug auf Henry, unsere Erziehung und auch unsere Beziehung zueinander abzulegen und die Dinge einfach ganz entspannt zu nehmen, wie sie kommen und zu leben.

Ich habe mich in den letzten Monaten aus einer anderen Perspektive erlebt und ich mag diese neue Seite als Mama an mir, die so viel relaxter, und sanfter ist, als ich mich sonst beschreiben würde. Es gibt so viele Dinge, über die ich einfach keine Diskussion mehr vom Zaun breche, ich hab mein Ego im Griff und bin viel konsequenter, weil ich meine Zeit nicht mehr für Menschen oder Angelegenheiten aufwende, die mein Leben nur komplizierter machen. Das klingt vielleicht hart und ist es möglicherweise auch, aber es fühlt sich richtig an und nimmt mir einige Problemfaktoren, die mich vor wenigen Monaten noch verunsichert hätten. Ich habe einen wunderbaren Kreis aus Menschen um mich herum, die mir allesamt gut tun, die unser Leben als Familie und mein Leben als Frau, Mutter und Freundin nur noch besser und schöner machen. Eine Handvoll Menschen, die unser Glück verstehen und von Herzen ein Teil davon sein wollen. Ich kann ganz ehrlich sagen: Das Leben ist wunderbar zu mir.

Henry macht mich stolz, jeden einzelnen Tag und ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich mich über ihn und mich kaputt lache, weil es manchmal einfach so absurd ist, wie glücklich ich bin. Es ist nicht immer alles rosarot, es ist nicht so, als könnte ich mittlerweile über die Geburt lachen, es ist nicht so, dass mir nach der fünften schlaflosen Nacht das Aufstehen noch einfach fällt und selbst der beste Concealer an mir scheitert. Es ist nicht so, dass ich nicht manchmal lieber im Büro säße mit einer, von mir aus scheißkomplizierten Präsentation, aber kein weinendes Kind trösten muss, das nicht sagen kann, was es hat. Aber es ist unbezahlbar und mit keinem anderem Gefühl auf der Welt zu vergleichen, wenn dieses winzige, zahnlose Baby morgens mit der besten Laune in den Tag startet, sich in meine Arme rollt und selig einschläft, mich von Stirn bis Kinn anschlabbert und dabei laut lacht. Ich bin mir ganz sicher, das hat einen besseren Menschen aus mir gemacht.

 (Die wunderschönen Bilder hat Lina bei einem spontanen Kuchen & Kaffee-Date mit Luise, Penny und uns gemacht. Ich muss mich wirklich jedes Mal zusammenreißen, nicht zu weinen, weil sie einfach einen so kostbaren Moment eingefangen hat. Tausend Dank, Lina!)

5 thoughts on “6 Monate mit Henry | Mein neues Leben als Mama

  1. Dunja

    soo super tolle Bilder :)
    Es ist schön zu hören, dass es dir als Mutter so gut geht. Bei mir sind Kinder zwar noch weit weg, aber deine Texte geben so ein „Ach ja das wird bestimmt toll und spannend“ Gefühl :)
    Danke dafür!

    Liebe Grüße, Dunja

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  2. Lina

    Ich habe auch jedes Mal Gänsehaut, wenn ich de Bilder sehe.
    Es ist sehr, sehr schön, dass ich ein Teil eures Lebens, deine Freundin und Henry mein Crush sein darf! <3

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  3. Jessica

    Wunderschön. Ich kann jedes Wort unterschreiben, ich fühle genau so. Und es ist toll von Freundinnen zu hören, dass ich ausgeglichen wirke und in mir ruhe. Und das tue ich tatsächlich, auch wenn ich schon so lange nicht mehr richtig durchgeschlafen habe <3

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    1. regina

      Das hast du schön gesagt! Ja, das höre ich auch oft von Menschen, die mir (oder uns) nahe stehen und irgendwie beruhigt mich das auch, dass hier wohl doch irgendwas richtig laufen muss. ;)

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